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Die Stadt- und Klosterkirche St. Jakobus und St. Clemens zu Brehna

Die Stadt- und Klosterkirche Brehna kann auf fast 1000 Jahre Geschichte zurückblicken

Die nach gotischer Bauart erbaute Kirche wurde im Laufe der Jahre häufig umgebaut und erweitert. Die ungewöhnliche Größe und Form der Kirche erklären sich aus der Nutzungsgeschichte, der in ihr verschmelzenden drei inhaltlich zu trennenden Institutionen. Der Turm, der ursprünglich kein Kirchturm war und erst später Kirchenglocken erhielt. Die Kirche des sich ehemals südlich anschließenden Nonnenklosters sowie das Gotteshaus der Kirchengemeinde Brehna.

Die Stadt- und Klosterkirche ist umgeben von Kirchhof, der bis 1900 als Friedhof genutzt wurde. Heute ist es ein etwa zwei Hektar großer Park in landschaftlichem Stil mit verschiedenen Grabmälern des Klassizismus und der Gründerzeit.

2003 wurde die Stadt- und Klosterkirche offiziell zur Autobahnkirche erklärt und zählt zum evangelischen Gemeindeverband Sandersdorf.

20 Jahre »Autobahnkirche Brehna«

Am 10. Mai 2003 wurde unsere fast 1000-jährige Stadt- und Klosterkirche St. Jacobus & St. Clemens zu Brehna vom damaligen Bischof Axel Noack zur 24. Autobahnkirche geweiht; einer Raststätte für die Seele an der A9 zwischen Berlin und Hermsdorfer Kreuz.

20 Jahre Autobahnkirche, wenn das kein Grund zum Feiern ist. Am 05.05.2023 konnten wir das hochkarätige Orgelkonzert von Professor Matthias Eisenberg in der voll besetzten Kirche genießen, welches ein wunderbares Erlebnis war. Er spielte an der Wäldner-Orgel unserer Kirche u.a. Werke von Bach, Händels „Halleluja“, Gounods „Ave-Maria“, Beethovens „Für Elise“, Griegs „Solvejgs Lied“, und Schumanns „Träumerei“.

Am 06.05. feierten wir einen großen Festgottesdienst. Die sehr nachdenklich stimmende Predigt hielt Pfarrer Gaus, der uns damals bei der Errichtung der Autobahnkirche zur Seite stand. Vor der Kirche wurden die Besucher von der Bläsergruppe empfangen und musikalisch eingestimmt. Die Chorgemeinschaft Brehna unterstützt von Sängern des ehemaligen Chores der Neuapostolischen Kirche sowie dem Gemischten Chor Wolfen-Sandersdorf umrahmte den Gottesdienst mit anspruchsvollem Liedgut.

Im Festzelt im Park vor der Kirche wurde eine Kaffeetafel angeboten, die großen Anklang fand. Pfarrerin Mittermayer und das Brehnaer Puppentheater des „Heimat-und Geschichtsvereines Brehna“ boten ein abwechslungsreiches Programm für die Kinder. Als besonderes Highlight erlebten wir an diesem Tag die Sängerinnen der Gesangsgruppe „encore Leipzig“, deren Repertoire reichte von Kompositionen der Renaissance, über die an Liedern reiche Romantik bis hin zur zeitgenössisch klassischen Chorliteratur. Am Abend wurde das Tanzbein bei der Musik von DJ Heinrich geschwungen.

Am Sonntag konnten wir das herausragende Konzert von Musikern des „Mitteldeutschen Kammerorchesters“ erleben. Unter der Leitung von Professor Andreas Hartmann sowie Begleitung durch unseren Kirchenmusiker Florian Matschull an der Orgel konnten wir ein abwechslungsreiches Programm mit Stücken von Mozart, Vivaldi, Bach und Haydn genießen.

Die Einnahmen aus dem von der Kirchengemeinde angebotenen Basars, gingen jeweils zur Hälfte an die Fördervereine des Kindergartens und der Grundschule Brehna.

Neben dem Jubiläum „20 Jahre Autobahnkirche Brehna“ haben wir auch auf 23 Jahre gelungene Restaurierung unserer Stadt-und Klosterkirche zurückgeblickt. Mit viel Herzblut und ehrenamtlichen Engagement wurde unsere Kirche von den riesigen Dächern, dem Innenraum mit Ornamentdecken, der Wäldner-Orgel, dem Altar, der Kanzel, dem Taufstein, den Beichtstühlen, den Fenstern, u.v.m. erfolgreich restauriert. Dies erreichten wir gemeinsam mit dem Förderverein Stadt- und Klosterkirche Brehna e. V., der aus unserer Kirche einen Ort kulturellen Lebens in der Stadt Brehna machte.

Herzlichen Dank an alle ehrenamtlichen Helfer sowie dem KKR Wittenberg und Herrn Wilfried Wilhelm Anclam für die finanzielle Unterstützung, die zu diesem erfolgreichen Jubiläum beigetragen haben. Dank auch dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Brehna für die kurzfristige Übernahme der Getränkeversorgung unseres Festes.

Wir freuen uns, dass unsere Autobahnkirche Brehna weiterhin als Anlaufpunkt für alle Besucher aus nah und fern zum Innehalten und Auftanken für Seele und Geist wahrgenommen wird.

Der Gemeindekirchenrat der evangelischen KG und der Förderverein der Stadt-und Klosterkirche Brehna e. V.
im Auftrag A. Schlesinger

Die Geschichte der Brehnaer Stadt- und Klosterkirche

Gräfin Hedwig stiftete 1201 in Brehna ein Augustinerchorfrauenstift. Sie war die Witwe von Friedrich I. Graf von Brehna (gestorben 1182). Friedrich I. Graf von Brehna wiederum war ein Sohn von Markgraf Konrad des Großen von Meißen (Begründer des sächsischen Fürstenhauses der Wettiner).

Der Augustinerchorfrauenstift wurde dem Heiligen Clemens geweiht und im Laufe des Jahrhunderts reichlich ausgestattet. Von der ehemals wohl bemerkenswerten Anlage des Klosters ist nur das heute als Stadtkirche genutzte Gotteshaus erhalten. In ihm sind aber noch immer Spuren des Lebens der Nonnen überliefert. An der Südseite des Chores befindet sich noch der ehemalige, heute umgebaute Nonnenchor. Er ist durch eine Mauer vom Kircheninneren abgetrennt. Der Raum ist über eine Treppe neben der Sakristei zu erreichen. In seine Ostwand ist eine gotische Sakramentsnische mit einer für diese Zeit typischen profilierten Vorhangbogenrahmung eingelassen. Ein Kreuz, in das die schwer leserliche Jahreszahl 1508 eingemeißelt ist krönt diese Nische. In der Sakristei unterhalb der Nonnenempore hat sich eine eisenbeschlagene Holztruhe erhalten, die in das 15. Jahrhundert datiert wird.

Die Kirche ist im Ursprung romanisch. Über die gesamten Jahren hat sie jedoch mehrfach einen Umbau erfahren. Ihr großer Westquerturm, der wohl auf romanischen Grundmauern ruht, wurde in gotischer Zeit erneuert. Im Turmbau findet sich ein spätgotisches Kreuzgewölbe. Das Kirchenschiff, ein in der Romanik ursprünglich einschiffiger Bruchsteinbau, wurde in der Gotik nach Norden hin zu einer flachgedeckten, zweischiffigen Anlage erweitert. Im Osten baute man, ebenfalls in der Zeit der Gotik, in der Breite des älteren, ersten Kirchenschiffes eine eingezogene dreiseitig geschlossenen Choranlage mit eigenem Satteldach an.

Die Ausstattung der Stadt- und Klosterkirche Brehna

„Die Ausstattung des Kircheninnenraumes verdient unsere Beachtung. Sie entstand erst nach der Einführung der Reformation 1526 und der Aufhebung des Klosters 1541. Zu nennen ist hier eine hölzerne Kanzel aus der Zeit um 1600, die in ihren Brüstungsfeldern die Bilder der vier Evangelisten trägt. Besondere Aufmerksamkeit verdient der große Altaraufbau aus dem 17. Jahrhundert in den Teile eines recht bemerkenswerten Schnitzaltars vom Beginn des 16. Jahrhunderts eingefügt sind. Im Mittelschrein sieht man eine Gruppe der Anna selbtritt (Anna selbtritt ist die Bezeichnung einer Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Selbtritt ist kein Name, sondern ein veralteter Ausdruck für "zu tritt".) umgeben von zwei unbekannten männlichen Heiligen. In den Seitenflügeln rechts die Heilige Margarethe und Stephanus, links die Heiligen Georg und Martin. Reste einer spätgotischen Bemalung der Außenflügel sind ebenfals erhalten: Wiederum sehen wir Anna selbtritt, dazu eine weibliche Heilige mit einem Kreuzstab in der Hand. Später baute man in ihn einen dreizonigen barocken Altaraufbau mit gewundenen Säulen, Gemälden der Kreuzigung und Auferstehung und einer Darstellung des Abendmahls in der Predella ein. Der Taufstein mit einem bemerkenswert großem Zinneinsatz sowie die Empore mit den gedrehten Säulen stammen aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Die reichgeschmückte Patronatsloge wird in das 18. Jahrhundert datiert. Die Bemalung der südlichen Chorwand stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein sehr wertvolles Stück der Kirchenausstattung, das noch in Benutzung gewesen seien könnte, als Katharina von Bora in Brehna lebte, wird seit der Jahrhundertwende im Museum Moritzburg aufbewahrt. Es handelt sich um eine von der Zeit gezeichnete Stickerei auf Leinen die früher in das 13. Jahrhundert, neuerdings aber in das 15. Jahrhundert datiert wird. Auf zwei quadratischen Stücken sehen wir ein Bild der Auferstehung Christi sowie darüber eine Reihe weiterer Figuren, vielleicht eine Darstellung der Anbetung Christi unter einer Bogenarkade."